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Borat 2: Rudy Giuliani in eindeutig zweideutiger Pose - Süddeutsche Zeitung

Das Haifischgrinsen ist bemerkenswert. Gerade hat die junge Frau mit dem starken osteuropäischen Akzent, die angeblich aus Kasachstan kommt, ihre Aufregung und Unsicherheit gestanden, einen so berühmten Mann zu interviewen. Da grinst Rudy Giuliani, 76, ehemaliger Bürgermeister von New York und nun Trump-Anwalt. Und mit kaum verhohlener Lüsternheit sagt er: "Ich werde dich relaxen, okay? Du wirst das toll machen."

Die junge Frau, die sich als Journalistin eines rechtskonservativen Fernsehsenders ausgibt, ist in Wirklichkeit die bulgarische Schauspielerin Maria Bakalova. Sie ist im Einsatz für Sacha Baron Cohen und "Borat Subsequent Moviefilm", die Fortsetzung seines Welthits "Borat", die am Freitag auf Amazon Prime Premiere hat. Sie spielt Borats Tochter, die laut dem haarsträubenden Plot des Films erst zwangsweise an einen mächtigen Amerikaner verschachert werden soll, als Gastgeschenk - dann aber eigene Ambitionen entwickelt, Rudy Giuliani zu verführen.

"Du kannst mir deine Telefonnummer und Adresse geben"

Das versucht sie nun auch bei dieser realen Begegnung, die zunächst, mit Licht und Kamera, das Set-up eines professionellen Interviews in einem Hotelzimmer hat. Kaum ist das vorbei, folgt Giuliani aber willig dem Vorschlag des Lockvogels, im Schlafzimmer nebenan einen Drink zu nehmen. In dem Schlafzimmer sind versteckte Kameras installiert. "Du kannst mir deine Telefonnummer und Adresse geben", sagt Giuliani dort, während Bakalova bewusst umständlich seine Mikrofonverdrahtung löst, wofür er dann seine Hose öffnet, sich rückwärts aufs Bett sinken lässt und mit den Händen in seiner Unterwäsche herumfuhrwerkt.

In diesem Moment allerdings, wo man endgültig den Blick abwenden möchte, platzt Sacha Baron Cohen als Borat in Drag-Outfit ins Zimmer und bietet sich selbst als Sexpartner an, um seine Tochter zu "retten". Und der sichtlich konsternierte Giuliani läuft kopfschüttelnd aus dem Zimmer.

Die Szene wurde im vergangenen Juli in einem New Yorker Hotelzimmer gedreht und war damals schon in den Nachrichten, weil Giuliani erklärte, er habe die Polizei gerufen und das ganze Filmteam sei daraufhin geflüchtet. Inzwischen hat er in einem Radiointerview mit WABC in New York Stellung genommen. "Zu keiner Zeit vor, während oder nach dem Interview habe ich mich unangemessen verhalten. Wenn Sacha Baron Cohen anderes behauptet, ist er ein kaltblütiger Lügner." Giuliani versichert außerdem, Cohen nicht in die Falle gegangen zu sein.

Das sieht im Film, gelinde gesagt, anders aus. Man ist als Zuschauer fast dankbar, dass die Szene im kritischsten Moment unterbrochen wird, und Sacha Baron Cohen kann sich wieder einmal über Schlagzeilen freuen.

Seine Filme und Fernsehshows locken schließlich schon immer mit dem Versprechen, dass in ihnen nicht nur Judenhasser, Rassisten und Verschwörungstheoretiker in dokumentarisch gefilmten Szenen sich selbst entlarven, sondern auch Politiker und Prominente in verfängliche Situationen gebracht werden. Schon seine erste Kunstfigur "Ali G", ein britischer Rapper mit nicht mehr messbar niedrigem Intelligenzquotient, erschlich sich im Jahr 2003 ein Interview mit Donald Trump, das dieser abbrach und anschließend die Figur als "Volltrottel" bezeichnete.

Geheimwaffe Maria Bakalova

Seither sind Cohen immer wieder Politiker und prominente Konservative in die Falle gegangen, im Jahr 2018 etwa Roy Moore, der umstrittene Kandidat für den Senatssitz von Alabama. Ein Politiker aus Georgia musste sogar zurücktreten, nachdem er in Cohens "Showtime"-Serie mehrfach rassistisch herumgepöbelt hatte. Auch Sarah Palin, die frühere Gouverneurin von Alaska und Vizepräsidentschafts-Kandidatin 2008, wurde Opfer eines Cohen-Pranks. Ebenso Newt Gingrich, der ehemalige Sprecher des Repräsentantenhauses.

Der neue Film thematisiert allerdings auch das Problem, dass diese Art von Stunts für Cohen selbst immer schwieriger werden. Trägt er seinen typischen grauen Borat-Anzug in der Öffentlichkeit, wird er ständig um Autogramme gebeten und sogar von Fans verfolgt - auch davon sieht man Ausschnitte. So tarnt er sich inzwischen mit Rauschebärten und falschen Bäuchen, einmal trägt er einen schweren Fatsuit und versteckt sich hinter einer Donald-Trump-Maske.

Seine beste neue Waffe aber ist eindeutig Maria Bakalova, 25, die an der Nationalen Akademie für Theater und Film in Sofia, Bulgarien, studiert hat. In der Rolle von Borats angeblich erst 15-jähriger Tochter provoziert sie viele der entlarvendsten Szenen des neuen Films.

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