
Ferrari-Teamchef Mattia Binotto hat nach den desaströsen Auftritten der Scuderia in den ersten drei Rennen der Formel-1-Saison eine schonungslose Analyse angekündigt. „Es könnte notwendig sein, unsere Organisation zu überprüfen, um unsere Arbeitsmethoden dort zu verbessern und zu stärken, wo der Bedarf am größten ist“, sagte der 50-Jährige am Montag bei ferrari.com. Allerdings müsse man zunächst „als Team die Dynamik verstehen, die zu dieser Situation geführt hat.“
Nach nur einem Podestplatz und den Rängen sechs durch Sebastian Vettel und elf durch Charles Leclerc beim Großen Preis von Ungarn am Sonntag sei jedoch „klar, dass wir in einer schlechteren Verfassung sind, als wir erwartet hatten. Wir müssen unverzüglich reagieren.“
„Autoprojekt muss überarbeitet werden“
Ingenieur Binotto, bis Ende 2018 Technikchef des erfolgreichsten Teams der Formel-1-Geschichte, präzisierte: „Das gesamte Autoprojekt muss überarbeitet werden, wobei die derzeit durch das Reglement auferlegten Grenzen berücksichtigt werden müssen.“ Er sei sich „sehr wohl bewusst, dass es in der Formel 1 keinen Zauberstab gibt, aber wir müssen einen Gang höher schalten, um die Dinge kurz- und langfristig zu wenden“, erklärte der Italiener, der zunehmend selbst in der Kritik steht.
Mit personellen Konsequenzen ist aber wohl zumindest kurzfristig nicht zu rechnen. Er habe „Vertrauen in die Menschen, die in der sportlichen Leitung arbeiten: Wir haben einen langen Prozess begonnen, der zu einem weiteren Siegeszyklus führen sollte. Es wird eine Weile dauern, aber das ganze Unternehmen versteht und unterstützt diese Vision“, sagte Binotto und setzte giftig hinzu: „Ich finde es amüsant, einige Geschichten zu lesen, die die Runde machen: Nicht durch Entlassung von Mitarbeitern macht man ein Auto schneller.“
Derweil sieht der langjährige Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo die Gefahr einer mehrjährigen Krise bei seinem früheren Team. „Diese Saison ist verloren, doch ich bin auch für die nächsten Jahre besorgt. Das Ferrari-Management muss sofort mutige Beschlüsse ergreifen“, sagte der 72-Jährige, der von 1991 bis 2014 Ferraris Präsident war, bei RadioRai.
„Die heutigen Probleme sind auf die Organisation zurückzuführen. Eine einzige Person trägt viel Verantwortung“, sagte Montezemolo: „Teamchef Mattia Binotto ist allein an der Spitze und muss sich auch um die Piloten kümmern. Die Organisation muss sofort geändert werden. Wenn das Auto nicht besser wird, wird das nächste Jahr für Ferrari noch schlimmer werden.“
Auf dem Spiel stünden nun schon die Saisons 2021 und 2022, „ich bin sehr besorgt. Ferrari braucht starke Fachleute, die das bereits bestehende Team unterstützen können.“ Er selbst würde gern nach Maranello zurückkehren, habe aber „keine Chancen“.
Montezemolo kritisierte zudem Ferraris Beschluss, die Trennung von Sebastian Vettel schon zu Saisonbeginn anzukündigen. „Jetzt ist der Druck auf Teamkollege Charles Leclerc noch größer. Wir dürfen nicht vergessen, dass er sehr jung ist, dass er erst seit dem vergangenen Jahr bei Ferrari ist und noch nichts gewonnen hat. Ferraris Probleme sind nicht die Piloten, sondern das Auto, das nicht wettbewerbsfähig ist.“
July 21, 2020 at 01:25PM
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„Wir müssen unverzüglich reagieren“ - F.A.Z. - Frankfurter Allgemeine Zeitung
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